Beschreibung
Franziska Querulin, 35, hat den ultimativen Koffer fuer die moderne Businessfrau entwickelt. Mit einer Vorrichtung zum Einrollen der Kleidungsstücke und einer Vakuumverpackung der T-Shirts und Unterwäsche. Dieser Koffer soll in China in großer Stückzahl produziert werden. Vor ihrem Abflug auf dem Flughafen trifft sie Harry.
Harry Schlamm geht es nicht gut. Er, dessen Künstlername „Seeberstein“ in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von 80 % aufweist, er dessen bisherige CDs mindestens mit Gold bedacht wurden und er ist in einer Sinnkrise. Seine Fans warten seit eineinhalb Jahren vergeblich auf eine neue CD. Um Abstand zu gewinnen lässt er sich seine langen Haare schneiden, rasiert sein unverkennbares Markenzeichen, den Kinnbart, nimmt den Reisepass seines Zwillingsbruders Mathias und fährt zum Flughafen. Dort trifft er Franziska.
Zehn Stunden auf engstem Raum im Flugzeug zwischen Deutschland und China und ausreichend Zeit für die ersten Wortduelle. Als die Verhandlungen mit der chinesischen Kofferfabrik überraschend scheitern, ist Franziska ratlos. Irgendetwas stimmt hier nicht!
Gemeinsam mit Harry versucht sie hinter die Kulissen der chinesischen Verhandlungspartner zu blicken. Welches doppelte Spiel spielt dabei ihr gutaussehender Agent Lukas Bares?
Das Buch ist im Moments Verlag in der AREA Verlagsgruppe erschienen. Durch den Konkurs des Verlags sind die Bücher leider nicht mehr erhältlich. Als Taschenbuch kann der Roman gern bei mir bestellt werden.
Textauszug
Liebe im Gepäck – Textauszug S. 77 ff
Die Flugbegleiterin kam mit dem Getränkewagen durch den engen Mittelgang.
„Was darf ich Ihnen als Aperitif servieren?““Champagner“, bestellte Harry gewohnheitsmäßig.
„Für mich einen Tomatensaft mit Salz und Pfeffer.“
Harry sah Franziska erstaunt von der Seite an: „Tomatensaft?“
Er wandte sich an die Stewardess, „Für mich auch Tomatensaft. Streichen Sie den Champagner.“
Dann verrührten sie in stillem Einvernehmen Pfeffer in der roten Flüssigkeit. „Wissen Sie, dass ich noch nie in einem Flugzeug Tomatensaft getrunken habe? Ich bin es so gewöhnt Champagner zu trinken, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, etwas anderes zu bestellen.“
Franziska lachte auf: „Na sicher. Wer von uns ist nicht gewöhnt, ständig Champagner zu trinken?“
Ihre Stimme klang unverhohlen spöttisch.
„Ich habe eher den Verdacht, dass Sie überhaupt noch nie geflogen sind. Jeder Fluganfänger bestellt Champagner. Das ist aber nicht unbedingt empfehlenswert. Er ist zwar gratis, steigt einem aber ganz schön in den Kopf.“
„Ich mache Anfängerfehler? Ich? Welche?“
„Sie wissen nicht, wie man ein Gepäckstück aufgibt, erwarten einen privaten Butler für das Handgepäck, küssen vor lauter Aufregung wildfremde Frauen …“
„Wo? Wann? Ich habe keine einzige wildfremde Frau geküsst, seitdem ich hier im Flugzeug sitze.“
In seinen Augen blitzte es amüsiert. Und wie er es erwartet hatte, kam umgehend der Protest: „Sie haben MICH geküsst!“
Harry grinste: „Ja, ja, Sie. Aber Sie sind doch nicht wildfremd. Sie haben mir ein Ticket verkauft. Wir haben schon eine Stunde lang miteinander gesprochen. Glauben Sie mir, ich habe schon Frauen geküsst, die kannte ich nicht einmal fünf Minuten.“
Franziska musste wider Willen grinsen: „Oh, was für ein Weiberheld!“
Jetzt lachten sie beide.
„Wie kamen Sie überhaupt dazu mich zu küssen? Schließlich kennen wir uns kaum. Und außerdem bin ich verlobt.“
Sie wunderte sich selbst darüber, wie wichtig es ihr war, ihn von diesem Umstand in Kenntnis zu setzen.
Harry war alles andere als beeindruckt: „Na und? Ich bin verheiratet. Hat es mich davon abgehalten?“
„Seltsame Vorstellung von Moral. Aber für einen Mann, der es gewohnt ist ausschließlich Champagner zu trinken, wahrscheinlich durchaus angebracht.“
Harry fand zunehmend Gefallen an ihren spöttischen Bemerkungen: “Natürlich, da haben Sie völlig Recht. Apropos verlobt: wo ist denn der glückliche Verlobte? Er lässt Sie so ganz allein ans andere Ende der Welt fliegen? Na ja, wahrscheinlich reisen Sie in wenigen Tagen wieder zurück, da lässt sich die Trennung schon aushalten.“
„Ich bleibe mehrere Wochen“, erklärte Franziska kühl.
Harry nippte an seinen Tomatensaft: “Mehrere Wochen? Ohne den Herrn Verlobten? Wie viele Frauen wird der wohl in der Zwischenzeit küssen, wenn Sie nicht bei ihm sind?“
„Keine.“
Franziska versuchte, sich Bertrand beim Fremdgehen vorzustellen. Es gelang ihr nicht. „Was ist er? Hässlich? Langweilig? Ein Ausbund an Tugend?“
„Sind Sie immer so neugierig und unverschämt?“
„Nur bei passender Gelegenheit.“
Harry grinste, um gleich noch eins draufzusetzen: „Und, was die Neugierde betrifft, ich denke, da sind wir zwei uns ziemlich ähnlich.“
Wie hätte ihm Franziska da widersprechen können?
„Haben Sie noch nie etwas von Treue gehört?“ fragte sie stattdessen.
„Treue?“ Harry tat, als müsste er überlegen, ob er dieses Wort schon einmal gehört hatte, “Treue? Ja richtig, die gibt es ja auch noch. Dieses Wort ist mir schon seit Jahren nicht mehr untergekommen.“
Franziska blickte ihn mit großen Augen an. So wie er es sagte, hatte es den Anschein, als würde ihr Sitznachbar seine Worte auch tatsächlich ernst meinen.
„Also, wenn ich je einen so seltsamen Mann, wie Sie kennen gelernt habe, dann fresse ich einen Koffer.“
Harry verschluckte sich an seinem Tomatensaft: „Das heißt, einen Besen“, sagte er bestimmt.
„Dann fresse ich einen Besen. Kein Mensch frisst einen Koffer.“
Franziska lachte ihn an: „Ich habe auch noch nie jemanden einen Besen fressen sehen. In unserer Familie heißt es jedenfalls ‚Koffer’.“
„Und da sage noch einmal jemand, ich sei ein seltsamer Mensch! Warum heißt es in ihrer Familie ‚Koffer’?“
„Meine Eltern haben ein Koffer und Taschengeschäft. Ich bin sozusagen mit Koffern aufgewachsen.“
Harry lachte schallend: „Wissen Sie, dass man in Österreich das Wort ‚Koffer’ auch als Bezeichnung für einen dummen Menschen verwendet? Und so gesehen bin ich auch mit allerhand Koffern aufgewachsen. Vor allem bin ich derzeit von allerhand Koffern umgeben.“
„Vielen Dank.“ Harry wandte sich mit einem Ruck seiner Begleiterin zu.
„Aber ich meine doch nicht Sie! Ich meine all die Leute, mit denen ich zusammenarbeite.“